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Frauen im Interim Management. Ein Gespräch zwischen Elisabeth Grebe & Erdwig Holste



Elisabeth Grebe ist seit 2014 erfolgreich als Interimsmanagerin im Bereich Procurement & Supply Chain tätig. Erdwig Holste ist Gründer und Geschäftsführer der INTERIM-SHERPAS GmbH und besetzt und entwickelt seit 2007 Schlüsselprojekte für Kunden in der Region DACH.  

Elisabeth Grebe: Wo sehen Sie Erfolgskriterien für Frauen im Interimsmanagement?

Erdwig Holste: Frauen haben im Interimsmanagement eine überproportionale Vermittlungswahrscheinlichkeit und erzielen im Durchschnitt bessere Projektergebnisse als ihre männlichen Kollegen. Leider gibt es hierzu kaum empirische Marktdaten, aber nach meiner Praxis-Erfahrung aus über 17 Jahren Interim Management Providing und über 1.000 besetzten Interim Mandaten haben Frauen, gerade in männerdominierten Führungsetagen, die Chance, die Tonalität und den Umgang maßgeblich positiv mitzugestalten.

Die weiblichen Interim Managerinnen, die langfristig am Markt tätig sind, verfügen über ein hohes Maß an Führungserfahrung und Management-Expertise. Frauen sind im Interim Management, wie allgemein im Top-Management, leider immer noch klar unterrepräsentiert. Unter den rund 20.000 Interim Managern in der DACH-Region sind schätzungsweise 20% weiblich.

Das ist bedauerlich, denn gerade im Interim Management zeigt sich, wie wichtig der frische Blick von außen und eine andere Perspektive sein kann, um komplexe Management-Probleme zu lösen. Zu heterogene Gruppen und Persönlichkeiten sind anfällig, zu sehr „im eigenen Saft“ zu köcheln.

Elisabeth Grebe: Was könnten Interim Managerinnen tun, um mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen?

Erdwig Holste: Wie hieß das noch gleich in den 1970er Jahren? „Bildet Banden!“ 😊 Nein im Ernst. Es wäre sicher ein guter Ansatz, wenn sich Frauen im Interim Management etwas stärker organisieren und vielleicht auch mit einer einheitlicheren Stimme sprechen würden. Ein richtig gutes Beispiel ist ja ihre „Femal Interimsmanagementgruppe.“    

Wenn es Ihnen gelingt, die positive Bilanz weiblicher, selbständiger Führungskräfte im Interim Management mit guten Beispielen zu belegen und die besonderen Chancen von Frauen im Interim Management herauszustellen, wird es schwer sein, die Stimme einer Female Interimsmanagementgruppe zu ignorieren.

3 Erfolgskriterien fallen mir ein: 1) Es ist immer gut, sich als Gruppe zu organisieren, kontinuierlich auszutauschen und von Erfahrungen gegenseitig zu profitieren. So schaffen Sie 2) ein Netzwerk, um die spezifischen Anliegen der Interimsmanagerinnen in der Branche und Öffentlichkeit bekannter zu machen. 3) Je mehr Sie wahrgenommen werden, desto mehr können Sie andere inspirieren, sich als selbständige Interim Managerin am Markt zu behaupten und am Ende auch Teil Ihrer Gruppe zu werden. 

Elisabeth Grebe: Gibt es Vorbehalte bei Kunden/Mandanten gegenüber Frauen im Interimsmanagement?

Erdwig Holste: Als Interim Provider sehe ich es als meine Aufgabe, Projekte mit Kunden zu entwickeln, die funktionieren. Wir alle werden am Ergebnis eines Projektes, nicht an der Besetzung allein gemessen. Passt das Set-Up eines Projektes nicht, müssen wir dieses mit unseren Kunden challengen und einen besseren Business Case aufsetzen. Das gilt natürlich auch für das Profil möglicher Kandidaten.   

Es ist leider immer noch so, dass viele Führungskräfte besonders gern Menschen einstellen, die ihnen ähnlich sind. Mein Job ist es, die Entscheidungskriterien transparent zu machen, um am Ende zu einer bestmöglichen Entscheidung für ein Projekt zu verhelfen.

Tatsächlich gibt es mitunter Konstellationen, wo Frauen, etwa in deutlich männerdominierten Führungsgruppen, erfolgreicher sein können. Schon allein, weil sie qua Geschlecht eine andere Sichtweise, Perspektive und Tonalität reinbringen, wie eben schon erwähnt.

Diversität bietet die Chance, gerade im Interimsmanagement, einen wertvollen Impuls außerhalb der eigenen Komfortzone zu erhalten. Diesen Impuls können Organisationen im Nachgang eines Interim Projektes strukturell, prozessual oder kulturell verankern und langfristig weiterentwickeln.

Elisabeth Grebe: Wie ist die Konstellation zwischen Interimsmanagernetzwerken und Providern? Eher eine „Befruchtung“ oder eine Konkurrenz?

Erdwig Holste: Wir leben und arbeiten im Zeitalter der Netzwerk-Ökonomie. Wer Netzwerke als Konkurrenz begreift, hat etwas Grundlegendes nicht verstanden und verkennt die Zeichen der Zeit. Jedes erfolgreich umgesetzte Interim Projekt und jedes professionelle, werteorientierte Netzwerk ist ein Gewinn für unsere Interim Branche.    

Der Markt für Interimsmanagement ist ein Wachstums- und kein Verdrängungsmarkt. Vielen Kunden, da müssen wir uns gar nichts vormachen, kennen das Instrument Interimsmanagement nicht oder nur unzureichend.

Das Entscheidende im Interimsmanagement ist Vertrauen, basierend auf persönliche Bindungen und die brauchen Zeit. Das ist das Paradoxe an unserer Branche. Was von außen betrachtet so schnell und flüchtig wirkt, weil Projekte in nur wenigen Tagen besetzt werden können, geht in der Regel auf jahrelang gepflegte Netzwerke zurück.

Und ganz eigennützig sage ich Ihnen als Interim Provider auch, je erfolgreicher Sie als Female Interim Managerinnen sind, desto einfacher ist auch für uns die Vermittlung und Zusammenarbeit. Die gemeinsame Entwicklung von Themen von weiblichen Interimsmanagern und Providern im Sinne unserer heutigen und zukünftigen Kunden ist vor allem eines: sie ist uneingeschränkt zu begrüßen.

 

INTERIM-SHERPAS. We bring you there 🏔

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Interim Managerinnen, Interview Elisabeth Grebe und Erdwig Holste