Kein Unternehmen, in dem alles rund läuft. Das Top Management sieht sich permanent gefordert, laufende Projekte richtig zu priorisieren, neue Projekte zu initiieren, schlecht laufende Projekte anzupassen und nachzusteuern, wenn Themenfelder aus dem Ruder laufen oder Marktbedingungen sich verändern. Gleichzeitig müssen Innovationen vorangetrieben werden, die oft auch strukturelle Anpassungen im Unternehmen erfordern.
Das ist ein Stück Tagesgeschäft. Aber wann wird es wirklich ernst? Wann steuert ein Unternehmen, wie die Autorin Nina Jerzy in einem Artikel in der WirtschaftsWoche gerade fragte, „wirklich auf den Abgrund zu?
Wer die Warnsignale einer Pleite kennt, weiß, wann es womöglich an der Zeit für den Absprung ist. Experten unterscheiden diese fünf Phasen, die ein Unternehmen vor einer Insolvenz typischerweise durchläuft.“
Der Artikel bezieht sich auf den anerkannten IDW ES 6 n.F. Standard, definiert vom Institut der Wirtschaftsprüfer e.V. Der Fachausschuss Sanierung und Insolvenz (FAS) des IDW hatte im September 2022 die Neufassung des IDW Standards (Anforderungen an Sanierungskonzepte) verabschiedet. Interessant: der Entwurf der Neufassung greift in mehreren Textpassagen die Bedeutung von ESG-Aspekten für die Sanierung auf.
In dem Entwurf einer Neufassung des IDW Standards heißt es: „Das Institut der Wirtschaftsprüfer e.V. (IDW) legt in diesem IDW Standard die Berufsauffassung zu den Anforderungen an die Erstellung von Sanierungskonzepten dar, die vor dem Hintergrund der in Rechtsprechung, Theorie und Praxis vertretenen Auffassungen entwickelt worden ist. Die Ausführungen beinhalten wesentliche allgemeine Grundsätze. Jeder Sanierungsfall erfordert seine eigene fachgerechte Lösung. Insoweit können die hier dargestellten Anforderungen nur den Rahmen festlegen, in dem die eigenverantwortliche Lösung des konkreten Einzelfalls gefunden wird.“
Und hier können Interim Manager von unverzichtbarem Wert sein. Denn die Krise kommt zumeist nicht aus heiterem Himmel, sie ist das Ergebnis eines Prozesses. Krisenstadien bauen aufeinander auf.
Die einzelnen Phasen sind bekannt:
1. Stakeholderkrise
2. Strategiekrise
3. Produkt- und Absatzkrise
4. Erfolgskrise
5. Liquiditätskrise
6. Insolvenzlage
Und naturgemäß steigen Bedrohungsgrad, Handlungsdruck und Aufgabenkomplexität im Zeitverlauf, wohingegen die Schwierigkeit der Erkennbarkeit der Krise mit jeder Phase abnimmt.
Too little, too late
Das Fazit des WiWo-Artikels
– “Laut Statistischem Bundesamt gelang in den vergangenen Jahren nur bei knapp fünf Prozent der Insolvenzen die Rettung.”
– “Es ist übrigens ein Irrglaube, dass die Geschäftsleitung immer zuerst merkt, wenn das Unternehmen auf eine ernste Krise zusteuert.”
Das macht nachdenklich!
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